Immaterielles Kulturerbe

Aufnahme in das Register gute Praxisbeispiele in

das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes

Velten (dpa/bb) – Dem preußischen König Friedrich der Große haben die Deutschen nicht nur die Verbreitung der Kartoffel als Grundnahrungsmittel zu verdanken, sondern auch eine warme Stube: Nach dem «Kartoffelbefehl» im Kampf gegen Hungersnöte im Jahr 1756 habe Friedrich II. sieben Jahre später einen Wettbewerb für effiziente Kachelöfen ausgeschrieben, berichtet die Leiterin des Ofenmuseums Velten, Nicole Seydewitz. Handwerker tüftelten an Kacheln, Zügen und Kaminen und der Ofen mit der größten Wärmeausbeute wurde gebaut.

«Essen und Wärme sind die Grundbedürfnisse des Menschen», sagt  Seydewitz knapp zur kulturellen Bedeutung des Kachelofenbaus. Die Unesco hat dem Netzwerk Kachelofenbau, dem das Ofenmuseum Velten angehört, jetzt den Status als immaterielles Kulturerbe verliehen. Die Urkunde wird am 29. Juni im Potsdamer «Kutschstall verliehen».

«Wer kann den Ofen bauen, der das wenigste Holz verzehret», lautete der Auftrag zum königlichen Wettbewerb im Jahr 1763. So wurde vom Alten Fritz die märkische Tradition des Kachelofenbaus begründet, der im 12. und 13. Jahrhundert nach und nach das offene Feuer als Wärmequelle in den Wohnstuben und Palästen abgelöst hatte. Wie Nahrung sei damals auch schon das Holz in den märkischen Wäldern knapp geworden, erläutert der Vorsitzende des Museums-Fördervereins, Udo Arndt. «Auch der Torf wurde langsam knapp – eine Energiekrise.»

In der Region um das damals kleine Dorf Velten wurden Anfang des 19. Jahrhunderts große Felder mit Ton entdeckt, der für den Ofenbau besonders gut geeignet war. 1835 wurde die erste Kachelofenfabrik gegründet und die Branche machte das Dorf Velten in einem halben Jahrhundert zu Deutschlands größter Ofen-Stadt. Zur Blütezeit 1905, dem Gründungsjahr des Ofenmuseums, rauchten 162 Schornsteine in 36 Fabriken zur Herstellung der Ofenkacheln.

«Ohne die Kacheln aus Velten hätte Berlin nicht so wachsen können», sagt Arndt. Pro Jahr lieferten die 36 Veltener Werke Kacheln für 100 000 Berliner Öfen. Zuerst mit Trecks von Pferdefuhrwerken, die dreimal wöchentlich mit Kacheln in die Metropole gefahren seien, berichtet Seydewitz. Später wurden die Kacheln auch mit der Bahn und über einen Stichkanal zur Havel mit Schiffen nach Berlin gebracht und dort von Ofensetzern verbaut. «Man kann pro Ofen 80 bis 100 Kacheln ansetzen – die Produktion aus Velten waren dann jährlich acht bis zehn Millionen Kacheln», rechnet die Museumsleiterin vor. Velten wuchs so zur bedeutendsten Stadt für den Ofenbau in Deutschland.

Aus Sicht des Vereins 850 Grad, der sich der Förderung der handwerklichen Grundöfen verschrieben hat, ist diese Wärmequelle wieder aktuell notwendig und nutzbar. «Der Grund- oder Kachelofen hat ein enormes Potenzial, ressourcenschonend und sparsam zu heizen», ist der Vereins-Vorsitzende Thomas Zander überzeugt. Die Speicherfähigkeit der Öfen mache die alte Handwerkstradition wieder zukunftsfähig, meint er. «Die alte Schamotte ist ein moderner Speicher, der hilft, bei der Ressource Holz zu sparen.»

Der Name des Vereins bezieht sich auf die Höchsttemperatur beim Abbrand in einem Grundofen. Der Verein betreibt mit dem Deutschen Biomasseforschungszentrum Studien zur Effizienz von Grundöfen. Nach Erhebungen des Vereins gebe es in Deutschland schätzungsweise nur noch rund 400 000 dieser Holzheizungen, sagt Zander.

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